Stolperfalle Inflation: Währungseffekte vs. Entscheidungsfindung

Inflation macht ja ohnehin keinen Spaß … und jetzt sage ich Ihnen noch, dass sie die unternehmerische Entscheidungsfindung ordentlich zerlappen kann – ja, wir sind wieder mal auf dem Optimismus-Trip. 
Aber keine Sorge, es gibt natürlich auch Lösungen.

Stolperfalle Inflation: Währungseffekte vs. Entscheidungsfindung? TLDR;

Jeder, der irgendwie, irgendwo unternehmerisch entscheiden muss, fährt voll darauf ab, vernünftige und transparente Leistungsdaten zu sehen – deshalb haben die meisten überregional agierenden Unternehmen ausgeklügelte Systeme zur Zentralisierung von Unternehmensdaten etabliert …

Leider können Leistungsdaten durch Währungseffekte verschleiert werden, und blöderweise steigt das Risiko mit dem Zentralisierungsgrad des Unternehmens. Währungseffekte können schlechtes Management kaschieren und gutes verstecken, weil sich Umtauschgewinne oder -verluste in der GuV wiederfinden. Unachtsames Aggregieren von Daten kann also der Entscheidungsfindung auf strategischer Ebene schaden. Natürlich gibt es Lösungen.

Inflation und Währungsumtauscheffekte

Inflation und Währungsumtausch-
effekte

BI-Lösungen akkumulieren Daten – das ist jetzt keine revolutionäre Erkenntnis, wird aber später wichtig – versprochen.

Unternehmer, Geschäftsführer, Controlling-Leiter und … nun ja, eigentlich alle, die nicht direkt im operativen Geschäft stehen, finden akkumulierte Daten klasse. Logisch, dadurch lässt sich die Gesamtsituation in nur einem Blick erkennen, das spart Zeit und Aufwand. Ganz abgesehen davon ist es auch sicherer – mag ja sein, dass die Verkaufszahlen stimmen, wenn urplötzlich die Einkaufspreise durch die Decke schießen (der ein oder andere mag das letztes Jahr erlebt haben…), bleibt vom Umsatz am Ende trotzdem kein Gewinn. Wehe dem, der nicht rechtzeitig gegensteuert. BI-Lösungen sind da im Grunde unerlässlich geworden. Und jetzt kommen wir zum Problem …

Was ist Währungsumtauschgewinn?

Schon klar, die meisten, die das hier lesen, wissen schon Bescheid. Für anderen erkläre ich es trotzdem fix.  Währungsumtauschgewinn ist Profit, der entsteht, wenn Geld seinen Wert verändert und gewinnträchtig gehandelt wird. Alternativ lässt sich dadurch natürlich auch Geld verlieren.
Wenn Sie beispielsweise in der Türkei Urlaub machen und bei der Ankunft Euro in Lira umtauschen, kann es Ihnen passieren, dass die gleiche Summe Lira bei Ihrer Rückreise etwas mehr Euro wert ist – oder eben weniger.

Was für Urlauber gilt, gilt selbstverständlich auch für Unternehmen – ein Ableger in der Türkei, dem von der Konzernführung Mittel aus der Konzernzentrale in Deutschland bewilligt wurden, kann sehr sorgfältig wirtschaften und durch Wertverlust der Währung dennoch Geld verlieren. Gleichzeitig kann ein Ableger wenig Erfolg haben, wegen Wertsteigerung der Landeswährung aber nominale Profite einfahren. Und jetzt kommen BI und Datenakkumulation ins Spiel.

Unternehmen agieren heute viel früher und viel stärker global. Sie bilden oder kaufen Ableger in völlig unterschiedlichen Zeit- und Währungszonen. Gleichzeitig verschlankt sich durch die Digitalisierung der Mitarbeiterbedarf. Das heißt: Immer weniger Controller steuern immer mehr, immer kleinere Einzelbereiche. Um das zu leisten, brauchen Sie moderne Business Intelligence- und Planungstools, die eben viele einzelne Datenpakete akkumulieren und sie zusammenfassen zu einem einzigen, verwendbaren, aggregierten Wert – klassischerweise eine GuV oder Bilanz. Zusammen mit vielen anderen akkumulierten Daten wird das Ganze dann auf einem aussagekräftigen Dashboard präsentiert und als Bericht für die Geschäftsführung exportiert, die auf den gelieferten Daten eine Unternehmensstrategie aufbaut.

Der Teufel steckt im Detail – auch bei Geschäftsdaten

Der hohe Grad an Datenaggregation wird durch Währungsschwankungen allerdings auf die Probe gestellt. In der Regel werden Berichte natürlich in Konzernwährung abgefasst – dabei kann es aber passieren, dass die Leistung oder die Wirksamkeit strategischer Entscheidungen eines lokalen Ablegers, der mit Fremdwährung operiert, in der BI-Architektur untergeht. Bleiben wir beim Beispiel von vorhin: Der Ableger in der Türkei hat sehr gute operative Erfolge erzielt – aber umgerechnet in Konzernwährung bleibt das Ergebnis gemessen an den Vorjahren unbeeindruckend, denn die Lira hat im Vergleichszeitraum an Wert verloren.

Für den Jahresabschluss werden nun von der BI-Applikation einige KPIs erzeugt, üblicherweise GuV und Bilanz, und in die nächsthöhere Ebene integriert – in unserem Beispiel könnte das die Region sein, oder die operative Untereinheit des Ablegers. Die BI-Architektur jedes Unternehmens sollte ja an die individuellen Anforderungen angepasst sein.
Am Ende steht ein Bericht an die Konzernleitung, in der unser Ableger mit seinem (in Konzernwährung) unspektakulären Ergebnis steht – ein Problem: denn die Gründe für seinen lokalen Erfolg sollten sorgfältig ausgewertet werden, um zukünftige Strategien anpassen zu können.

Inflation vs. Management-Entscheidungen

Eine augenscheinlich einfache Lösung wäre, den Bericht in Konzern- und Landeswährung zu präsentieren; das würde aber der Idee, die Komplexität zu reduzieren, zuwiderlaufen und bringt uns zu einer neuen Stolperfalle. Denn insbesondere in Zeiten hoher Inflation – um die es hier ja geht – spiegelt ein reiner Vorher-Nachher-Vergleich nicht die realwirtschaftliche Situation wider. Wenn unser türkischer Ableger nun unter widrigsten Bedingungen ein leicht positives Ergebnis hervorzaubert, kann auch das auf der Ebene weltweiter Konzernentscheidungen ohne weiteres unter den Tisch fallen – was es wieder schwer macht, aus diesem Erfolg zu lernen. Denn Fakt ist: Wenn der Geldwert und damit die reale Kaufkraft in kurzer Zeit rapide sinkt, kann ein neutrales Ergebnis als großer Erfolg verbucht werden. Gegenteilig kann natürlich auch schlechtes Management durch Währungsumtauschgewinn versteckt oder sogar als Erfolg gemünzt werden, woraus dann schnell ganz falsche Schlüsse gezogen werden.

Am Ende bemisst sich der Erfolg oder Misserfolg einer Management-Strategie nicht nur daran, wie hoch der Jahresabschluss unterm Strich ist – sondern daran, wie hoch der Jahresabschluss im Vergleich mit anderen Marktteilnehmern ist.

Und jetzt sagen Sie, meine Güte, das ist ja nun wahrlich keine Neuigkeit … und Sie haben natürlich recht. Aber ich habe noch etwas für Sie! Denn heutzutage müssen sich Controller und Manager nicht mehr zwischen aggregierten Daten und wichtigen Details entscheiden. Sie können beides haben.

4 Verfahren, um Währungseffekte in Ihr Dashboard einzubeziehen

  1. Innovative KPIs: Wenn GuV und Bilanz nicht ausreichen, um gute Leistungen zu erkennen, nutzen Sie EPM-Tools und leiten Sie eigene Indikatoren aus dem Datenaggregat ab. Einen bereinigten Performance-Score zum Beispiel.
  2. Deep Dives & Outlier Analysis: Deep Dives gehören zum Standard-Repertoire aller vernünftigen BI/EPM-Lösungen. Allerdings helfen sie nur, wenn dem verantwortlichen Controller schon klar ist, dass er ins Detail gehen muss. Flexible Software-Lösungen können hier mit cleverem Code eine Outlier-Analyse im Hintergrund fahren und die entsprechenden Kennzahlen als „interessant“ markieren, um das Auge des Experten zu lenken.
  3. Competitor Analysis: Der Vergleich mit anderen Marktteilnehmern ist im Grunde das sicherste Instrument, nimmt aber viel Zeit und viele Ressourcen in Anspruch. Ein flexibles EPM-Framework könnte Programmcode enthalten, der öffentlich verfügbare Informationen automatisch abruft und in Ihr Dashboard einbindet. Ein vergleichbares Verfahren setzen wir im Einzelhandel bereits ein.
  4. Bereinigen: Natürlich kann eine rechenstarke Applikation die Werte auch einfach bereinigen. Bestenfalls wird dazu tagesaktuell der Wertverlauf aktualisiert, um dann auf Abruf verfügbar zu sein – ein mathematischer Aufwand, der ohne Softwareunterstützung nicht zu erbringen wäre.

Welches Verfahren am besten wirkt, hängt ganz von den jeweiligen Umständen ab. Fest steht nur: Wer sich das Ziel setzt, konsistent besser und schneller zu entscheiden, der sollte diese Stolperfalle im Blick haben und seine Softwarelandschaft flexibel für die Zukunft ausrichten. Falls Sie sich dabei Unterstützung wünschen, wenden Sie sich gern an uns. 🙂

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